Kopf frei!

Ein voller Kopf, das Gefühl nichts mehr aufnehmen zu können, zu hetzen, nicht anzukommen und kein Ende zu erreichen, die Furcht wichtiges zu vergessen – viele kennen diese Situationen.

Ich mag es, wenn viel läuft. Aber es hat Momente gegeben, da konnte ich mich abends nicht erinnern, was ich den ganzen Tag über getan hatte. Ich konnte die rasenden Gedanken an all die Dinge auf der to-do-Liste nicht beruhigen. Deshalb suche ich nach Ideen, wie mit diesen geistigen Anforderungen umgegangen werden kann. Nicht nur für mich, sondern auch unterstützend für die Menschen, für die ich als Führungskraft verantwortlich bin.

Kapitel & Hauptaussagen

Einleitung
Wohin unsere Aufmerksamkeit geht, zu dem werden wir

1     Klarheit
Informationsflut; Gedächtnisschwäche & Oberflächlichkeit; Auswahl & bewusste Wahrnehmung

2     Konzentration 
Ablenkungen; Ungenauigkeit & Fehler; Konzentration, Störungen eliminieren & Impulskontrolle

Intermezzo
Pause – gewusst wie

3     Kreativität 
Verlorene Zeit mit uns selbst; Zerstreuung & Wendung nach innen

Exkurs
Was bedeutet dies für die Kinder

Zusammenfassung
Es liegt in unserer Hand: optimistisch in die Zukunft

«Ein ungeübtes Gehirn ist schädlicher für die Gesundheit als ein ungeübter Körper.»

George Bernhard Shaw

Das ist eines von vielen markanten Zitaten, mit denen Volker Busch seine Erläuterungen einleitet. Ich bin ein Fan von solch geballten Weisheiten und kam voll auf meine Kosten.
Ausserdem gefällt mir der strukturierte Aufbau des Buches: jedes der drei Kapitel bietet einen kurzen Teaser, erläutert dann das Problem, die Folgen und die Lösung. Danach gibt es eine persönliche Empfehlung und eine ehrliche Frage an sich selbst.
Wie es sich gehört, kommt mit dem Intermezzo auch eine Pause ins Spiel. Die Empfehlungen sind also gleich vorbildlich umgesetzt.

In der Einleitung wird verständlich wissenschaftlicher Kenntnisstand, die Gehirnentwicklung beim Menschen und seine damit verbundenen Fähigkeiten erläutert. Dieses Organ ist faszinierend und selbstregulierend. Es braucht in den heutigen Zeiten vermehrt unsere gezielte Zuwendung:

«Das, was unser Gehirn in digitalen Zeiten braucht, ist kein chemisches oder technologisches Upgrade, sondern unsere natürliche Unterstützung.»

Technoferenz werden die Störungen durch Technologie, Reiz- und Informationsflut bezeichnet, die viel Stress oder Leistungsverlust verursachen. Mit Aufmerksamkeit können wir uns die nötige Klarheit zurückholen. Es braucht Eigenverantwortung.

Klarheit

Informationen sind toll. Es stürmt viel auf uns ein und unser Gehirn mag neues enorm. Wir springen deshalb reflexhaft umher und haben von allem ein bisschen, aber leider nichts mehr richtig.

Auch schon mal mit Abfall in der Hand den Kühlschrank geöffnet und dann erschreckt festgestellt: was mache ich da gerade? Das ist recht harmlos, geistige Abwesenheit kann unter Umständen schwerwiegendere Folgen haben. Abgelenkt und nicht zugewandt – so kann unser Gehirn Informationen nicht speichern.

«Die bewusste Zuwendung, das Eintauchen und das Nachdenken und Hinterfragen erhöhen die geistige Verarbeitungstiefe.»

Zu verarbeitender Input muss durch das Arbeitsgedächtnis. Dieses ist limitiert. Deshalb müssen wir die Informationsmenge einschränken, die Zeit der Zuwendung erhöhen und Störungen möglichst eliminieren, damit die Informationen ins Langzeitgedächtnis eingehen. Selektion lässt sich trainieren, der Autor bietet zahlreiche Ideen dafür. Diese sind nicht nur wissenschaftlich untermauert, sondern mit einer Prise Humor versehen und mit der Hilfe von Sherlock Holmes, Charles Dickens  und Szenen aus Harry Potter dargestellt.

Konzentration

«Relativ neu ist, dass unsere Lebens- und Arbeitsweise auch zunehmend stärker fragmentiert wird. Alles, was wir tun, zerbricht in immer kleiner werdende Teile.»

Manchmal ist Konzentration einfach aufrecht zu erhalten, besonders wenn uns etwas fasziniert. Oftmals ist sie jedoch schnell weg, kommt nur schwer wieder zurück oder hat sich komplett verflüchtigt. Am leichtesten geht es, wenn Störungen ausgeschaltet werden. Zahlreiche Übungen sind im Buch und helfen auf die Sprünge. Aber trotz des Trainings: die Konzentration ist ein zartes Pflänzchen.

Kreativität

Nach aller Aufmerksamkeit und Konzentration geht es nun um Zerstreuung. Die ist nämlich wichtig für die Kreativität. Aber auf die richtige Zerstreuung kommt es an. Auf dem Smartphone herumdrücken gehört nicht dazu, das dürfte inzwischen klar geworden sein.

«Kreativität bezeichnet vielmehr eine Lebenskunst, mit der wir an Herausforderungen herangehen.»

Um diese Herausforderungen zu meistern, brauchen wir die Fähigkeit zum Assoziieren wie  auch das Durchdenken. Leider wird der wichtige Teil des umherschweifen Lassens der Gedanken oftmals der Hektik des Alltages geopfert. Statt dem Gehirn die Zeit zu geben, seine Höchstleistung auszupacken, wird mit der Brechstange gearbeitet. Dies führt aber weder zum gewünschten Resultat, noch ist es langfristig der Gesundheit und Leistungsfähigkeit zuträglich. Abhilfe schaffen auch hier gezielte Übungen.

Mein Eindruck des Buches

Für mich war das Buch eine Lesefreude, ein Augenöffner und eine Inspiration zum Experimentieren mit neuen Verhaltensweisen.

Volker Busch versteht es, in einer gut verständlichen Sprache wissenschaftliche Zusammenhänge zu erklären. Er nutzt faszinierende Studien und kreiert bildhafte Beispiele aus dem täglichen Leben. Ein logischer Aufbau lenkt die «Lernreise» durch das Gehirn.

Für mich ist dies klar eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.  Es bietet zahlreiche Inputs, wie das eigene Verhalten erkannt, reflektiert und angepasst werden kann. Es liegt bei mir griffbereit, damit ich mich weiter in diese spannende Materie vertiefen kann.

Besondere Begriffe

Kopffreiräume – so nennt Volker Busch die Zeiten für eine gute Kopf- und Gehirnpflege.

Die tiefe Stunde – diese Empfehlung gibt der Autor zur Verbesserung eigener Fähigkeiten:

• die tiefe Stunde der Selektion
• die tiefe Stunde der Konzentration
• die tiefe Stunde des Abschweifens

Was nehme ich persönlich mit aus diesem Buch

Ich fühle mich ertappt:

«Man spricht von «second screen behavior», also von der Nutzung eines zweiten Bildschirms, während man auf den ersten schaut.»

«Interessant ist aber, dass es attraktiver zu sein scheint, einen zweiten Monitor zusätzlich anzuschalten, statt den ersten abzuschalten.»

Das tue ich oft. Jetzt hat es einen Namen und fällt mir umso mehr auf. Den Aus-Knopf drücke ich nun öfters.

Unsere Aufmerksamkeit hat einen Wert und deshalb sind so viele damit beschäftigt, sie uns wegzunehmen:

«Sie bezahlen mit Ihrer Aufmerksamkeit in Form von Beachtung und Zuwendung (nicht umsonst heisst es im Englischen «to pay attention«).»

Wow. Das macht deutlich, dass es nicht jede App gut mit mir meint. Ich passe jetzt viel besser auf meine Aufmerksamkeit auf. Sie hat es verdient.

Zum Schluss

Fünf Adjektive: kurzweilig, informativ, inspirierend, optimistisch, praktikabel

Ein Satz: «Wer genau hinschaut, blickt eher durch.»

Der Autor: Prof. Dr. Volker Busch, Neurowissenschaftler, Arzt, Therapeut

Wer sollte das Buch lesen?

Wer sich mit seiner geistigen Leistungsfähigkeit auseinandersetzen will und bereit ist, selbstverantwortlich die Pflege seiner Kopfhygiene anzugehen, findet viel Inspiration. Das Buch eignet sich für Neulinge im Thema, bietet aber auch «alten Hasen» erfrischende Einsichten, Humor und «ich fühle mich ertappt»- Momente.

Medienkompetenz respektive Informationskompetenz ist ein Schlüssel für das zukünftige Wohlbefinden bei der Arbeit und in der Freizeit.

Seid Ihr auf den Geschmack gekommen? Viel Vergnügen beim Lesen und Entwickeln von eigenen Ideen für die Zukunft. Ich freue mich über Feedback und Kommentare. Es darf auch gerne eine Empfehlung für weitere spannende Bücher sein.

Eure Gaby
#Booklovers