Neugier – Antriebskraft & Lebenselixier
Kürzlich habe ich hier einen Post über das gelingende Leben geschrieben. Dabei habe ich rausgefunden, dass für mich die psychologische Fülle ein Antreiber ist. Eine Eigenschaft dafür ist die Neugier: neues entdecken und ein Leben lang lernen.
Zu dieser Eigenschaft habe ich ebenfalls einen Artikel im Heft «Psychologie Heute» gelesen. Neugier mag oftmals als «die Nase in alles Stecken» verstanden werden. Aber darum geht es überhaupt nicht:
Der Autor startet in seinen Artikel mit einem Zitat von Alexander von Humboldt. Dieser ist wahrlich ein hervorragender Vertreter für die Neugier. Alain de Botton nutzt in seinem Buch «Kunst des Reisens» das Wort Wissbegierde und bezieht seine Darstellungen ebenfalls auf das Leben und Wirken von Humboldt. De Botton schreibt:
«Gegen Ende seines Lebens, die südamerikanischen Abenteuer lagen lange hinter ihm, klagte Humboldt einmal mit einer Mischung aus Selbstmitleid und Stolz, ihm werde gelegentlich der Vorwurf gemacht, sich für so viele verschiedene Dinge (Botanik, Astronomie, vergleichende Anatomie) gleichzeitig zu interessieren. Man könne schliesslich einem Menschen nicht verbieten, alles wissen und erfassen zu wollen, was ihn umgibt.»
Nun müssen wir nicht gleich zu so umfassenden Entdecker:innen werden. Aber positive Energie aus der Neugier ziehen für einen inspirierenden (Arbeits)alltag lässt sich allemal.
5 Facetten der Neugier nach Todd B. Kashdan
- Entdeckerfreude: neues Wissen aneignen und einen sich verstärkenden Kreislauf schaffen
- Entdeckerfrust: es geht darum Wissenslücken – die als frustrierend erlebt werden – zu schliessen
- Stresstoleranz: Verwirrung und Zweifel zulassen, Widersprüche aushalten
- Soziale Neugier: sich nicht wertend für andere Menschen interessieren
- Die Suche nach dem Thrill: Risiken eingehen & intensive Erfahrungen machen
Dies also die wissenschaftliche Betrachtungsweise für die zahlreichen Emotionen, die ich in unterschiedlichen Situationen hatte:
- die geradezu berauschende, konzentrierte Aufmerksamkeit bei den Diskussionen mit meinen Kommilitonen:innen während der Fallbearbeitung im Executive MBA
- der leichte Ärger beim Chinesisch lernen, wenn ich weiss: ich kenne das Wort aber es kommt mir nicht in den Sinn
- die leichte Überforderung bei der Ankunft an einem neuen Ort, an dem ich die Sprache nicht spreche und mich nicht auskenne
- die Energie bei einem Gespräch mit einem inspirierenden Menschen und seiner interessanten Geschichte
- die gegensätzlichen Empfindungen beim Verlassen der Komfortzone: schwanken zwischen am liebsten davon rennen und stolz auf sich selbst sein
Neugierig bleiben – die Wissbegierde pflegen
Etwas neues ausprobieren – sei es noch so klein
Lesen – eröffnet Welten
Gespräche – konzentrierte Aufmerksamkeit schenken
Jungbrunnen – aktive Lebensweise pflegen
Veränderungen – aus Erfahrung Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen
Ihr könnt die Liste sicher mit zahlreichen eigenen Erfahrungen ergänzen. Allen gemeinsam ist dieses Gefühl von Lebendigkeit, das noch Jahre später sofort wieder da ist.
Neugier von der Wiege bis zur Bahre
Der Artikel erwähnt zahlreiche Studien: Neugier sorgt bei Kindern für Fortschritte; Neugier lässt Menschen in Beziehungen zugewandter und gelassener sein; Neugier beflügelt, um mit offenen Sinnen durchs Leben zu gehen und so rascher zu lernen als mit intellektuellem Effort – Wahrnehmungsneugier wird das dann genannt; Neugier fördert die kognitive Flexibilität, die sich im Arbeitsalltag durch die Offenheit für Ideen anderer und konstruktiver Zusammenarbeit zeigt; Neugier erhält die Denk- und Gedächtnisleistung im Alter….
Neugier kann uns somit als «Kraftwerk» durchs Leben begleiten:
«Man kann nicht zu jedem Zeitpunkt seines Lebens glücklich und zufrieden sein, aber immer neugierig».
Tolle Erinnerungen schaffen
Auch wenn es oftmals Überwindung braucht, um sich neuen Situationen zu stellen: sie sorgen für Erlebnisse, an die wir uns gerne erinnern. Bei mir persönlich sind dies meine Jahre in Taiwan. Daran erinnere ich mich immer wieder gerne zurück – manchmal mit einer Spur Wehmut. Die Energie, welcher dieser zu entdeckende fremde Ort in mir ausgelöst hat, möchte ich nicht missen.
Auch wenn wir nicht mehr in der Welt von Humboldt leben und weite Teile nicht mehr terra incognita sind, lässt sich noch viel entdecken. Auch im Alltäglichen. Und vom Sofa aus. Das Buch «Kunst des Reisens» von Alain de Botton kann ein Anfang sein.
Der Artikel endet mit einer prägnanten Zusammenfassung:
«Neugier kann das persönliche Wohlbefinden steigern, Freundschaften vertiefen und den Horizont erweitern – und so ein entscheidender Baustein für ein erfülltes Leben sein. Humboldt zumindest hat seine Neugier Freude gemacht und Ruhm gebracht.»
Bleiben wir also neugierig. Wie sieht es bei Euch aus? Wohin treibt Euch die Neugier? Erzählt Ihr mir davon? Ich freue mich über Eure Inputs.
Viel Freude bei Euren eigenen Entdeckungen.
Ich freue mich über Feedback und Kommentare. Es darf auch gerne eine Empfehlung für weitere spannende Themen sein.
Eure Gaby
#Inspire&Design