Was macht mein Team den ganzen Tag?
Das Ergebnis dieser kleinen Umfrage ergibt, dass Führungskräfte nur 40% der Aufgaben kennen, die ihr Team bewältigt. Diese Aussagen kommen für mich nicht überraschend. Ich habe mich schon oft über unpassende Funktionen gewundert: Jobs zu gross, zu klein, an den Bedürfnissen des Unternehmens vorbei oder Skills verlangend, die dann doch nicht eingesetzt werden konnten… Es ist wichtig bei der Definition von Stellen umsichtig vorzugehen. Dem Unternehmen und den Menschen darin kommt’s Zugute.
Schon in meinen Berufsanfängen habe ich mir die Frage gestellt, wie Stellen definiert werden. Folgende Geschichte war ein Auslöser: während meiner Lehre kam ich in eine Abteilung, in der ein Teil der nicht sehr spannenden Aufgaben für die Auszubildenden «gesammelt» wurde. Weniger charmant dafür ehrlich formuliert: die Arbeit wurde einfach liegen gelassen. Der Stelleninhaber hat mich jeweils am Morgen begrüsst und ist danach verschwunden. Wo er die Zeit verbracht hat, bis er um 16.00 pünktlich zum Ausstempeln wieder vorbei kam um sich zu verabschieden, weiss ich nicht. Die Erfahrung hat mich jedoch geprägt. Und mich sensibilisiert, wie Stellen geschaffen sein müssen.
Dieses frühe Erlebnis blieb nicht das einzige seiner Art während meinem Berufsleben.
Diese drei Situationen sind mir immer wieder untergekommen:
- zu kleine Jobs – die vorhandenen Kenntnisse können nur teilweise eingesetzt werden; die Aufgaben reichen nicht aus, um das Pensum zu füllen
Das Ergebnis: Unterforderung und Langeweile
- zu grosse Jobs – die Führungsspanne ist zu breit; der Zeitdruck enorm hoch
Das Ergebnis: das Gefühl immer einen Schritt zu spät zu kommen und den Zielen sowie den Bedürfnissen der Mitarbeitenden nicht gerecht zu werden
- zu fragmentierte Jobs – ständige Unterbrechungen; sich immer wieder mit anderen Themen und Ansprechpartner auseinandersetzen zu müssen; kleinteilige Aufgaben, die keine Vertiefung und somit «in den Flow kommen» erlauben
Das Ergebnis: das Gefühl nichts wirklich zu Ende zu bringen und eine umfassende Verantwortung für ein Ergebnis fehlt
Das halte ich für wichtig
Zuhören – was sagen die Mitarbeitenden zu den Aufgaben? Teilnahme an der Gestaltung bringt Sinnhaftigkeit.
Wertorientierung – bringt die ganze Anstrengung auch Output? Busy kann jeder, wirkungsvoll muss es sein!
Ausmisten – regelmässiger Hausputz: meistens wird nur Neues drauf gepackt, aber Unnötiges nicht eliminiert. Mut zum Weglassen!
Die Ergebnisse der Gallup-Umfragen ergeben immer wieder erschreckend hohe Anteile von demotivierten und nicht engagierten Mitarbeitenden. Das ist schade und traurig.
Für mich ist die Arbeit ist ein wichtiger Teil des Lebens. Mich mit all meinen Fähigkeiten, Stärken und der Vielfalt meiner Persönlichkeit einbringen, in den Austausch mit anderen treten und damit zu etwas Sinnvollem beitragen, erlebe ich als bereichernd. Meine Selbstwirksamkeit unter Beweis stellen, mich weiterentwickeln, mich neuen Herausforderungen stellen und mich engagieren: all dies gehört für mich zu einem gelungenen (Berufs)leben.
Was kann ich als Führungskraft tun?
Deshalb war es mir als Führungskraft immer ein Anliegen, für die Mitarbeitenden ein Umfeld und Stellen zu schaffen, in denen es für alle Beteiligten möglich war, die eigenen Fähigkeiten einzubringen und zu erweitern.
Das war nicht immer einfach. Aber genau hinsehen und vor allem hinhören, trägt entscheidend dazu bei. Mutig sein, kritisch hinterfragen, Neues wagen und die damit verbundene Unsicherheit aushalten, bei Notwendigkeit nachjustieren, sich auf werthaltige Ergebnisse konzentrieren: all dies hat mir auf diesem Weg geholfen.
Zudem: den Mitarbeitenden Vertrauen schenken, fördern, fordern und entwickeln, als Sparringpartner:in und Feedbackgeber:in den Rücken stärken.
Obwohl die Rahmenbedingungen oftmals erdrückend erscheinen mögen, liegt es auch in unseren eigenen Händen, eine wertschätzende und bereichernde Arbeitsumgebung zu schaffen. Nutzen wir die Möglichkeiten.
Was sind Eure Erfahrungen in diesem Bereich?
Wo hat es gepasst, wo nicht und wo und wie habt Ihr Eure Umgebung aktiv gestaltet? Welche Aktivitäten habt initiiert und welche Methoden angewandt? Was habt Ihr gelernt und welches Feedback dafür erhalten? Ich freue mich, wenn Ihr Euer Vorgehen und neue Ideen mit mir teilt.
Ich freue mich über Feedback und Kommentare. Es darf auch gerne eine Empfehlung für weitere spannende Themen sein.
Eure Gaby
#ModernCFO