Data-Driven Organization – Trends & Drivers

Wo man hinsieht: Daten, datenbasierte Business Modelle, Daten Management. Das will ich genauer wissen. Aus diesem Grund belege ich das CAS Data-Driven Organization an der Berner Fachhochschule. Hier eine Zusammenfassung meiner Learnings der ersten zwei Tage.

Daten, datenbasierte Business Modelle und jegliche Art von Smart Devices sind in aller Munde. Und die Datenmenge nimmt in ungeheurem Ausmass zu. Selbst zahlenaffine Menschen verlieren rasch die Übersicht der Anzahl Nullen von Terabyte, Zettabyte und Yottabyte. Wer sich bereits mit zahlreichen Reports, Dashboards, Datensilos, Redundanzen und Datensicherheit konfrontiert sah, ist eher geneigt in leichter Resignation die Augen zu rollen als vor Freude Luftsprünge zu vollführen.

Deshalb weg von schnöden Daten und rein in die Welt der Praxisbeispiele:

7Eleven

Die Analyse der Verkaufsdaten wird dazu verwendet, das Layout der Läden und die Produktanordnung zu flexibilisieren. Als Convenience Player sorgt 7Eleven für ein optimales Kundenerlebnis.

Bei mir hat dieses Beispiel Heimweh-Gefühle ausgelöst: in kurzer Laufdistanz zu meiner Wohnung in Taipei waren mindestens drei dieser Shops anzutreffen. Und sie eignen sich nicht nur um Rechnungen wie Gas und Telefon zu begleichen, sondern auch um sich mit den Dingen für den täglichen Bedarf einzudecken.

Datenbasierte Sortimentsanordnung bedeutet in dem Fall, dass beim Nahen eines Taifuns nicht nur die Instantnudeln – DAS Gericht während eines Taifuns – einen prominenten Platz im Shop einnehmen. Gleich nebenan werden beispielsweise Batterien und Kerzen platziert. Und der Algorithmus wird sicher noch mehr Vorschläge in petto haben, was die Leute sonst noch brauchen, um es sich Zuhause gemütlich einzurichten, während sich draussen Wind und Regen austoben…

Planik

Hierbei handelt es sich um eine Applikation für die Personalplanung. Ein Algorithmus erleichtert das «unter einen Hut bringen» von zahlreichen Parametern wie Beschäftigungsgrad, Abwesenheiten, Schichten und weiteres.

Auch dieses Beispiel erinnert mich an meine Zeit in Asien. Für das Modul «Data Analytics» im Executive MBA haben wir im Excel mit Solver gearbeitet:

Wir haben die Personalplanung für einen Luxury Goods Retailer automatisiert. Dabei haben wir Parameter wie Umsatz, Mindest- und Maximalpersonalbestand und die Arbeitsstunden berücksichtigt. Dies war nicht ganz so ausgeklügelt, aber es ist erstaunlich, dass sich sogar mit Excel ein optimierter Vorschlag erarbeiten lässt.

Die Beschäftigung mit dem Thema lohnt sich also. Nicht nur der Markt für Analysesoftware ist am Wachsen, sondern auch die Möglichkeiten, das eigene Business mit einem wertstiftenden Einsatz von Daten voranzubringen.

Dazu braucht es jedoch nicht nur den Willen das Thema hoch in der Agenda anzusiedeln, sondern auch eine entsprechende Kultur.

Was ist eine Data-Culture?

  • Experimentierfreude: Hypothesen aufstellen und sie verifizieren oder falsifizieren; Fragen stellen und aus Fehlern lernen; bewusst, neugierig und positiv Neuland betreten
  • Offenheit & Wissen teilen: Daten über einzelne Silos hinweg verfügbar machen und anreichern; nach neuen Gesichtspunkten und Zusammenhängen suchen
  • Datenverständnis & Datenverfügbarkeit: Das Wissen um die Möglichkeiten und/oder  Limitationen verfügbar machen; Zugriff auf die Daten breit streuen

Ganz wichtig ist auch das bewusste Committment dazu, Daten in die Entscheidfindung einzubeziehen und sie als Hilfsinstrument zu nutzen. Es braucht eine gesunde Balance aus Datenorientierung, Erfahrungswissen und (selbst)kritischer Reflektion.

Auch im geschäftlichen Kontext gilt: wenn das Navigationsgerät empfiehlt auf der Autobahn zu wenden, ist es besser, weiterzufahren und auf einem sicheren Parkplatz die weiteren Möglichkeiten auszuloten.

Sind Daten das neue Gold?

Daten sind das neue Gold. ABER: es ist nicht alles Gold was glänzt und nicht alle Daten lassen sich in wirkungsvolle Informationen und wertstiftende Geschäftsmodelle und Initiativen und Projekte ummünzen.

Plattform-Ökonomie: Sie hat viele spannende Ansätze und Firmen hervorgebracht. Sie kreiert jedoch auch ihre ganz eigenen Herausforderungen und Stolpersteine. Offene Fragen sind vielseitig: nach Monopolen, Datenschutz, ob Dienstleister Angestellte der Plattform sind, ob die Wirtschaftlichkeit erreicht wird, ob und wie schnell auch neue ökonomische Formen bereits wieder «disrupted» werden und zahlreiche weitere. Da gibt es zukünftig spannende Diskussionen zu verfolgen.

Andererseits gibt es unterschiedliche Möglichkeiten im eigenen Unternehmen die digitale Angebotspalette zu erweitern oder Daten für die Weiterentwicklung von Prozessen und Strukturen zu nutzen.

Als Beispiel durften wir in die Welt von Swiss Re und ihrer digitalen Angebote zur besseren Beurteilung von Risiken eintauchen (Analytics Swiss Re).

Und trotz sehr erfolgreichen Produkten gab es die Erkenntnis, dass selbst tolle Ideen nicht zum Fliegen kommen, wenn die Daten qualitativ und quantitativ dafür nicht zur Verfügung stehen.

Zum besseren Verständnis für dieses Phänomen hat Marco Peyer den Begriff der Datability vorgestellt:

«Do we have or can we get the data required for it?»

Eine entscheidende Frage im Prozess der Produkt- oder Dienstleistungsentwicklung.

Mein persönliches Fazit

Ich begeistere mich sehr für die Datenanalyse und die Möglichkeiten, die sich aus den Ergebnissen und Interpretationen ergeben. Ich finde Beispiele inspirierend, die nicht nur darauf hinauslaufen «mehr Zeug zu verkaufen», sondern auch anderweitig Wert schaffen: Energie und Ausschuss reduzieren, Arbeitszufriedenheit erhöhen, Belastungen reduzieren und weiteres.

Ausserdem ist bei der gesamten Diskussion um Daten noch ein entscheidender Faktor von höchster Wichtigkeit: Es geht um die Menschen. Denn es sind die Menschen in einer Organisation, die mit den Daten umgehen, experimentieren und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zum Fliegen bringen.

So hat auch Marco seine Erfahrungen auf den Punkt gebracht:

Herzlichen Dank an Eric Postler, Ferdinand Thies und Marco Peyer für die Gestaltung des ersten Moduls des CAS Data-Driven Organization.

Wie steht Ihr zum Thema Data-Driven Organization? Habt Ihr vertiefende Frage & Input? Ich freue mich über Feedback und Kommentare.

Es darf auch gerne eine Empfehlung für weitere spannende Themen für meinen Blog sein.

Eure Gaby
#ModernCFO