Ein paar Gedanken zum Lernen

Ein Gespräch über die Meta-Fähigkeit «Lernen wie man lernt», erste Schritte in der finnischen Sprache, Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz und die Diskussionen darüber, ob der Mensch ausgedient hat… in der letzten Zeit ist mir das Thema Lernen aus unterschiedlichen Perspektiven immer wieder begegnet. Zeit für eine kurze Reflektion.

Ich bin begeisterte Lernerin. Das war nicht immer so. Die Schule damals fand ich nicht prickelnd. Zum Glück fiel mir das Lernen leicht, sonst hätte ich bestimmt während dieser Zeit gelitten. Aber danach fing es an Spass zu machen: das Leben an sich und der Aufbau einer beruflichen Tätigkeit boten zahlreiche Möglichkeiten, um mich zu entwickeln. Formale Ausbildung, das Lernen an Vorbildern, Sprachaufenthalte, Reisen, soziale Interaktion – bis heute bin ich angetan von den Entwicklungsmöglichkeiten.

«Ich verstehe nur Bahnhof » – oder wenn das Gehirn völlig überfordert ist

Mir gefällt das Gefühl, wenn das Gehirn überfordert ist. Für mich gibt es nichts aufregenderes als in einem fremden Land anzukommen und nicht zu verstehen, was rund um mich herum vor sich geht. Nach und nach entdecke ich Bekanntes, finde Hinweise, wie ich mich durchmogeln kann, schaue mich nach Beispielen um, denen ich folgen kann. Langsam ergeben sich Muster und Schritt für Schritt finde ich mich besser zurecht. Je mehr verschiedenartige Erfahrungen ich bereits gemacht habe, desto leichter und schneller geht das Einordnen von neuen Eindrücken.

Auch mein Wunsch, einen Monat pro Jahr in einer anderen Stadt zu leben, basiert auf meinem Bedürfnis nach Lernen. In einer neuen Umgebung Inspiration, Schwung und Energie für mein (Berufs)leben finden und mich der Herausforderung einer neuen Sprache stellen, das motiviert mich.

Passend zu meinem Unterfangen war auch die Sendung Puls zum Thema Lernen. Unter anderem haben die Brüder Matthew und Michael Youlden mit der Moderatorin zusammen in wenigen Wochen Rätoromanisch gelernt.

Inspiration zum Sprachenlernen mit Matthew & Michael Youlden

Link zum Puls Video bei SRF übers Lernen

SRF Puls – So geht effizientes Lernen

Heinäkuun kahdentenakymmenentenäviidentenä bäivänä

Der fünfundzwanzigste Juli – das ist die Übersetzung obiger Worte. Oder eher: wie soll ich eine Sprache angehen, deren Wörter ich trotz bekannter Buchstaben nicht einmal flüssig lesen kann?

Nicht einmal gehört habe ich diese Fallnamen jemals zuvor.

Finnisch – erfüllt meine Erwartungen an ein völlig überfordertes Gehirn vom ersten Moment an.

Fälle im Finnischen
(keine Garantie auf Vollständigkeit…)

  • Partitiv
  • Genitiv
  • Partitiv
  • Illativ
  • Essiv
  • Inessiv
  • Elativ
  • Adessiv
  • Ablativ
  • Allativ
  • Translativ

Wie vorgehen beim Lernen?

Eine Bekannte hier in Helsinki hat mir von ihrer Doktorarbeit erzählt, die sich um Meta-Skills dreht. Eine von ihr beschriebene Meta-Skill ist das «Lernen wie man lernt». Wie das gelingen kann, damit habe ich mich für mein persönliches Vorwärtskommen schon länger beschäftigt. Diverse Bücher von Verena Steiner halfen und helfen mir immer wieder dabei. Insbesondere «Lernpower» und «Sprachen lernen mit Power» konsultiere ich immer wieder, wenn ich gefühlt an der Stelle trete.

Lernziele, Eselsbrücken, Regelmässigkeit, verschiedene Sinne ansprechen und mit Emotionen verknüpfen – Experimentieren mit diversen Möglichkeiten ist eine wichtige Zutat zum Erfolg. Aber auch dranbleiben, immer wieder die Motivation finden, Rückschläge verdauen, sich über Erfolge freuen und vor allem den Fokus auf den Lernweg richten und es geniessen, seine eigenen Fähigkeiten wachsen zu sehen.

Eine wirklich hilfreiche Herangehensweise fürs Finnisch habe ich noch nicht gefunden. Ich habe ein paar Stunden Unterricht genommen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen und Fragen stellen zu können. Ich nutze Lernmaterial fürs Selbststudium. Ich lese Werbung an Bushaltestellen und Läden. Mit meinem Finnisch mag es harzig gehen und deshalb feiere ich jedes Wort, das ich verstanden habe.

Für meine anderen Lernvorhaben versuche ich meine Beharrlichkeit und Ausdauer zu motivieren. Dazu finde ich ein passendes Vorbild. Und dies ist ausgerechnet ein Finnisches:

Sisu – ein mentales Konzept aus Finnland

Wie sehen Eure Entdeckungen, Erkenntnisse und der Umgang mit dem Lernen aus? Ich freue mich über Feedback und Kommentare. Es darf auch gerne eine Empfehlung für weitere spannende Themen sein.

Eure Gaby
#Learn&Grow